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Handy-Metadaten für das Gemeinwohl

News vom 23.07.2015

Wissenschaftler benutzen in Statistik-Projekt Metadaten von Handyverbindungen zur Bestimmung gesellschaftlicher Strukturen in Entwicklungsländern

Handy-Metadaten können nach einer Studie der Freien Universität zur Produktion von Indikatoren genutzt werden, wie sie beispielsweise in der Messung des Erfolgs von Nachhaltigkeitszielen herangezogen werden. Die Studierenden des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft Fabian Bruckschen und Till Zbiranski, entwickelten unter Leitung von Prof. Dr. Timo Schmid ein statistisches Schätzverfahren, mit dem Handy-Metadaten und Zensusinformationen verknüpft werden können. Damit war es möglich, Informationen über die aktuelle Situation in Bezug auf Armut, Alphabetisierung und anderen soziodemografischen Indikatoren in einem Land nahezu in Echtzeit abzuleiten. Die erzeugten Informationen werden in Grafiken dargestellt. In Kooperation mit den Mobilfunkanbietern Orange und Sonatel sowie den Behörden vor Ort wird nun im Senegal untersucht, wie diese Daten die Umsetzung von nationalen Entwicklungsplänen und internationalen Monitoring-Anforderungen unterstützen können. Das Projekt wird von der Bill & Melinda Gates Foundation gefördert und wurde im Rahmen der Data-4-Development-Challenge (D4D) ausgezeichnet.

Data for Development (D4D) ist ein vom Mobilfunkanbieter Orange ausgeschriebener Wettbewerb, der die Nutzbarkeit von Handy-Metadaten, sogenannten „call detail records“ (CDR), in Entwicklungsländern untersucht. Dafür wurden den Forscherteams Zugang zu anonymisierten CDR aus dem Senegal für das gesamte Jahr 2013 gewährt. Das Team um Timo Schmid verknüpfte diese Daten mit Informationen aus Erhebungen im Senegal, um daraus detaillierte Karten der sozio-demografischen Struktur des Landes zu entwerfen. Die Analyse basiert auf der These, dass sich die Situation einer Bevölkerungsgruppe in ihrem Handy-Nutzungsverhalten niederschlägt und deshalb beispielsweise alphabetisierte Nutzer ihr Handy anders verwenden als Nutzer, die nicht oder nur bedingt lesen und schreiben können.

Das Projekt wurde im April dieses Jahres am Massachussetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge, USA mit den Preisen für den besten wissenschaftlichen Ansatz und für die Berücksichtigung ethischer Aspekte ausgezeichnet; es wurde mit einer Förderung über 45.000 US-Dollar (41.300 Euro) von der Bill & Melinda Gates Foundation für eine Weiterführung der Forschung im Senegal in Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden ausgestattet.

In Verhandlungen mit dem Nationalen Statistischen Amt Senegal (ANSD) im Juni in Dakar wurde eine Ausweitung des Projekts auf Zensusinformationen beschlossen. Diskutiert wurden Möglichkeiten die Daten für die Unterstützung des Nationalen Entwicklungsplans und die Erfüllung der Anforderungen durch die bevorstehenden Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN, den Sustainable Development Goals, zu verwenden.

Eine Ausweitung des Projekts auf weitere Länder ist im Gespräch.

Weitere Informationen finden Sie hier.

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Forschungsschwerpunkt Statistik und Ökonometrie