Tipps für nachhaltiges Handeln
Beim Klimaschutz können alle Menschen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Welche persönlichen "grünen" Klima-Ziele haben Sie: Energiesparen? Weniger Fleisch essen? Klimaneutral Reisen?
Als Konsumentenforscherin beschäftige ich mich mit der Motivation für konsumbezogenes, persönliches Handeln.
Mit der folgenden Tipps möchte ich Sie bei der Umsetzung unterstützen.
"Grüne" Vorsätze sind typischerweise mit langfristigen Verhaltensänderungen verbunden. Gute Planung hilft beim Gelingen!
Prof. Dr. Jana Möller-Herm
1. Setzen Sie sich SMARTE Ziele
Kontinuierliche Ziele können Sie zunächst in viele einzelne Teilziele aufteilen. Wenn Sie z.B. klimafreundlich mobil sein möchten, können Sie Ziele für den Alltag (Wege zur Arbeit/Schule/Einkaufen, etc.) und ihre privaten und beruflichen Reisen setzen.
Dabei sollten Ziele SMART sein.
S - specific/spezifisch: Je konkreter Ziele formulieren, desto besser kann man den Erfolg beobachten und ggf. nachsteuern. Dabei hat eine Studie zu Neujahrsvorsätzen* folgendes gezeigt: Sie sind erfolgreicher, wenn Sie Ihr Ziel als Annäherung formulieren, statt als Vermeidung. D.h., nehmen Sie sich vor, ein wünschenswertes Ergebnis zu erreichen, statt einen unerwünschten Zustand zu vermeiden. Also lieber: Ich möchte häufiger Rad fahren! Statt: Ich möchte weniger Auto fahren!
M - measurable/messbar: Formulieren Sie Ziele so, dass der Fortschritt messbar ist, z.B. anhand von (eingespartem) Spritverbrauch, CO2-Ausstoß oder Tagen, an denen man Ziele erreicht hat.
A - actionable/handlungsleitend: Ziele sollten bestimmte Handlungen zur Erreichung berücksichtigen.
R - realistic/realistisch: Setzen Sie sich realistische Ziele, die nicht zu einfach zu erreichen sind und die Sie nicht überfordern. Sonst setzt schnell Demotivation ein und der Erfolg Ihrer Vorsätze ist gefährdet.
T - timed/zeitbezogen: Fristen für die Zielerreichung können konkrete Zeitpunkte sein oder auch Zeitabschnitte, z.B. für eine bestimmte Woche oder ein Jahr.
Beispiel: Um klimafreundlich zur Arbeit zu fahren, werde ich im Januar statt mit dem Auto an mindestens 3 von 5 Arbeitstagen mit dem Fahrrad ins Büro fahren.
Warum nicht direkt ein Ziel setzen, an dem man an jedem Arbeitstag im ganzen Jahr mit dem Fahrrad fährt? Das Teilziel für Januar soll nicht überfordernd wirken und ermöglichen, an Tagen mit Glatteis oder Unwetter auch mal eine Ausnahme machen zu können, ohne direkt einen "Misserfolg" wahrzunehmen.
* Oscarsson, M., Carlbring, P., Andersson, G., & Rozental, A. (2020). A large-scale experiment on New Year’s resolutions: Approach-oriented goals are more successful than avoidance-oriented goals. PLoS One, 15(12), e0234097.
2. Planen Sie konkret mit Implementierungs-Intentionen (nach Peter Gollwitzer**)
"Grüne" Ziele lassen sich erfolgreich mit Implementierungs-Intentionen umsetzen. Dabei handelt es sich um konkrete Strategien zur Zielerreichung. Man überlegt schon vor dem guten grünen Vorsatz, welche Hindernisse lauern. Sie wollen z.B. häufiger vegetarisch essen, aber in der Kantine gibt es keine (schmackhaften) vegetarischen Alternativen? Dann überlegen Sie sich, wie Sie mit dieser Situation umgehen wollen, um Ihr Ziel dennoch zu erreichen.
Implementierungs-Intentionen bestehen aus einer zielführenden Handlung und der Planung von Situationen, in denen man diese Handlungen ausführen möchte. Also schematisch wie folgt:
Wenn ich in Situation x bin, reagiere ich darauf mit dem zielgerichteten Verhalten y.
z.B. Wenn es im Büro in die Mittagspause geht, nehme ich mir mein selbst mitgebrachtes, vegetarisches Essen mit in die Kantine und esse dort gemeinsam mit den Kolleg:innen.
Durch Implementierungs-Intentionen erhöhen Sie Ihr Commitment zu einer zielgerichteten Handlung in einer bestimmten Situation und wenden es nach ein paar erfolgreichen Wiederholungen automatisch an, ohne sich "überwinden" zu müssen.
**Gollwitzer, P. M., & Brandstätter, V. (1997). Implementation intentions and effective goal pursuit. Journal of personality and social psychology, 73(1), 186.
3. Machen Sie Ihre Ziele öffentlich
Es kann motivieren, wenn Sie ihre nachhaltigen Ziele mit sozialen Ziele verknüpfen.
So können Sie Ihre Ziele beispielsweise öffentlich machen. Persönliche Gespräche mit Freunden oder Familie, in denen Sie über Ihre Ziele sprechen, können dabei genauso wirkungsvoll sein wie wenn Sie Ihre guten Absichten in Social Media oder in andern Medien kundtun. Der soziale Druck, den Sie durch Ihr öffentliches Commitment zu Ihren Zielen entfalten, kann Sie langfristig motivieren. Wer will schon von anderen vorgehalten bekommen, dass man seine Ziele nicht erreicht?
4. Seien Sie Vorbild
Eng verknüpft mit Tipp #3 ist es hilfreich, wenn Sie Ihre Vorbildrolle aktiv annehmen.
Wenn Sie Schritt für Schritt Ihre Ziele erreichen, können Sie Vorbild für andere werden und den Wirkungskreis Ihrer Erfolge erweitern***. Als Vorbild zeigen Sie konkret, wie man erfolgreich handelt. Damit können andere Sie imitieren. Außerdem demonstrieren Sie mit Ihrem Handeln, was möglich ist und inspirieren vielleicht andere Personen. Überlegen Sie, für wen Sie ein Vorbild sein können? Und nehmen Sie diese Rolle aktiv an.
***Morgenroth, T., Ryan, M. K., & Peters, K. (2015). The motivational theory of role modeling: How role models influence role aspirants’ goals. Review of general psychology, 19(4), 465-483.
5. Beobachten Sie Ihren Fortschritt
Gleichen Sie bewusst Ihr Ziel mit den Ergebnissen Ihres Verhaltens ab. Wollen Sie z.B. mehr Energie zu Hause sparen? Dann können Sie in regelmäßigen Abständen Ihren Energieverbrauch überprüfen und mit früheren Zeiträumen vergleichen.
Die Distanz zur Zielerreichung wirkt dabei motivierend. Interessanterweise kann sowohl positives Feedback, als auch negatives Feedback motivierend wirken. Wenn Sie positive Erfolge wahrnehmen, erhöhte das Ihr Vertrauen in Ihre Leistungsfähigkeit und die Wirksamkeit Ihrer Zielerreichungsstrategien. Auf der anderen Seite motiviert negatives Feedback, weil mehr Anstrengung zur Zielerreichung nötig ist.
Eine besondere Herausforderung ergibt sich, wenn Sie mehrere, sich entgegenstehende Ziele verfolgen****, z.B. Energiesparen und Wohnkomfort. Dann kann positives Feedback (z.B. "schon viel Energie eingespart haben") dazu führen, dass Ihre Anstrengungen nachlassen, um das andere Ziel zu verfolgen (z.B. "die Heizung etwas hochdrehen", "eine lange warme Dusche nehmen"). Wenn Sie glauben, dass Ihnen das passieren könnte, machen Sie entsprechende Implementierungs-Intensionen (Tipp #2).
****Khan, U., & Dhar, R. (2006). Licensing effect in consumer choice. Journal of marketing research, 43(2), 259-266.