Joachim Weimann: "Klimapolitik zwischen Symbolen und ökonomischen Realitäten: Klimapolitik und die Energiewende in Deutschland und Europa."
Fotos: Maximilian Stockhausen
Für einen Vortrag im Rahmen der öffentlichen Vorlesungsreihe zur Wirtschaftspolitik konnte der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft im Sommersemester 2012 Joachim Weimann begrüßen. Er ist Professor für Wirtschaftspolitik an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und beschäftigt sich eingehend mit Fragen der deutschen und europäischen Klimapolitik.
In seinem Vortrag verdeutlichte Weimann sowohl die Chancen als auch die Risiken im aktuellen Prozess der Energiewende in Deutschland. Dabei wurde die Energiewende durch den tragischen Störfall im japanischen Kernkraftwerk Fukushima maßgeblich beschleunigt und mit dem "Atomausstieg" sowohl technologisch als auch ökonomisch komplizierter.
Dabei betonte Prof. Weimann, dass die Energiewende nicht nur eine Fokussierung auf erneuerbare Energien darstelle, sondern vielmehr einen Komplettumbau des bisher zentralen zu einem dezentralem Energieversorgungssystem darstelle. Eine Vielzahl von Problemen auf unterschiedlichsten Ebenen, unter anderem die mangelhafte Speicherbarkeit von erneuerbaren Energien, der stockende Ausbau von Versorgungstrassen, die mangelhafte Bereitstellung einer Grundlast im Stromnetz durch erneuerbare Energien etc., verteuern und verzögern dabei die Energiewende in Deutschland.
In Zahlen ausgedrückt, belaufen sich allein die Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bis zum Jahr 2050 auf 530 Mrd. Euro. Für eine europäische Energiewende nach dem deutschen Konzept würden demnach mindestens 5,7 Billionen Euro anfallen.
Aufgeschreckt durch diese enormen Kosten konstatierte Herr Weimann der Energiewende in Deutschland einen schlechten Kosten-Nutzen Effekt und hinterfragte die Ziele der deutschen Klimapolitik. Bei der ökonomischen Betrachtung der Energiewende fällt laut Weimann auf, dass die Ziele falsch gesteckt und ineffizient erreicht werden. Ziel der Klimapolitik müsse die Reduktion der klimaschädlichen Treibhausgase sein. Dies sollte durch einen kosteneffizienten und dynamischen Mechanismus bewerkstelligt werden. Leider kommt das deutsche Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) dem nicht nach. Statt eine Mengenfestsetzung ähnlich dem europäischem CO2 Zertifikatehandel bewirke das EEG lediglich eine Reallokation der Emissionsrechte in Deutschland, wodurch keine CO2 Einsparung realisert würde.
Vielmehr müsse man im europäischen und globalen Kontext denken. Die deutsche Klimapolitik verursache massive Kosten für die Steuerzahler ohne Einsparungen bei dem Treibhausgasausstoß zu generieren. Zudem seien nationale Anstrengungen unzweckmäßig. Vielmehr bedarf es einer globalen Strategie zur kosteneffizienten Reduktion der Treibhausgase. Die aktuelle deutsche Klimapolitik generiere nur marginale Effekte bei massiven Kosten, weshalb eine Überarbeitung der Energiewende dringend notwendig wäre.
Weitere Informationen:
- Lehrstuhlseite von Herrn Prof. Weimann an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
- Zum Weiterlesen: "Die Klimapolitik-Katastrophe: Deutschland im Dunkel der Energiesparlampe."