Geschichte des Fachbereichs
Der Fachbereich Wirtschaftswissenschaft gehörte am 4. Dezember 1948, als die Freie Universität Berlin offiziell gegründet wurde, zu den Gründungsfakultäten (damals noch Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät). Aus Protest gegen die kommunistisch beeinflusste Universität „Unter den Linden“, die Studierenden aufgrund ihrer politischen Einstellung die Studienerlaubnis entzogen hatte, entstand nun im Südwesten Berlins eine freie Universität. Couragierte Studierende und Wissenschaftler wurden bei der Gründung ihrer Universität maßgeblich durch die USA und den damaligen Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter unterstützt.
Zu den Gründungsprofessoren unseres Fachbereichs – zunächst noch Rechts- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, dann Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät – gehörten Friedrich Bülow (erster Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät), Albrecht Forstmann, Wilhelm Eich (Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung) und Andreas Paulsen (Direktor des Instituts für Wirtschaftstheorie, von 1955-57 Rektor der FU Berlin).
Einer der ersten Studierenden an unserem Fachbereich war Eberhard Witte. Eberhard Witte wurde später Assistent von Erich Kosiol und bei ihm im Jahre 1955 auch promoviert. Eberhard Witte wurde zu einem der einflussreichsten Vertreter der deutschen Betriebswirtschaftslehre, weil er die empirische Forschung prominent platziert hat. Er hat an den Universitäten Mannheim und München (LMU) gelehrt. Seit 1996 ist er emeritiert.
Im Jahre 1969 wurde aus der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät, wie sie seit 1949 hieß, der „Fachbereich Wirtschaftswissenschaft“. Von Anfang an verbinden sich mit unserem Fachbereich die Namen einer Reihe weiterer exzellenter Wissenschaftler, die unseren Fachbereich maßgeblich geprägt haben (siehe auch Emeriti):
Prof. Dr. Erich Kosiol |
Prof. Dr. A. Paulsen |
Prof. Dr. Reinhard Selten |
Erich Kosiol - bei Gründung des Fachbereichs Professsor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Organisationslehre - war damals Direktor des Instituts für Industrieforschung und Direktor der Betriebswirtschaftlichen Bibliothek. Er lehrte und forschte von der FU-Gründung bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1967 an unserem Fachbereich. Erich Kosiol gilt längst als Legende der deutschen Betriebswirtschaftslehre.
Karl-Christian Behrens war seit 1950 zunächst außerordentlicher Professor, ab 1951 ordentlicher Professor für Allgemeine Betriebswirtschaft und Handels- und Marktwirtschaft am Fachbereich. Karl-Christian Behrens hat die absatzwirtschaftliche Forschung und Lehre im deutschsprachigen Raum bis weit in die 1960er Jahre hinein maßgeblich geprägt. Er gehört zu den Begründern der wissenschaftlichen Marktforschung und der Werbelehre in Deutschland. Emeritiert wurde er im Jahre 1975.
Helmut Arndt war von 1957 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1978 Professor für Volkswirtschaftslehre am Fachbereich. Außerdem war Helmut Arndt Direktor des Instituts für Volkswirtschaftslehre, Direktor des Instituts für Konzentrationsforschung und Direktor der Volkswirtschaftlichen Bibliothek.
Der erste deutsche Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaft, Reinhard Selten, wirkte von 1969 – 1972 als Professor für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität.
Die betriebswirtschaftliche Organisationslehre wurde zu einem Fach, das besondere Bedeutung an unserem Fachbereich erhielt. Nestor der betriebswirtschaftlichen Organisationslehre im deutschen Sprachraum war Erich Kosiol. Er hatte einen großen Schülerkreis, der seine akademische Ausbildung an der FU Berlin erhielt. Zu ihnen zählt u.a. Erwin Grochla, Schüler Erich Kosiols und von 1951-57 dessen Assistent am Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Industrie- und Handwerkswirtschaft sowie am Institut für Industrieforschung. 1957 hat er sich an der FU Berlin habilitiert. 1979 wurde ihm die Ehrenpromotion verliehen.
Später wurde an unserem Fachbereich die betriebswirtschaftliche Organisationslehre von international bekannten Wissenschaftlern vertreten, zunächst von Alfred Kieser, der von 1974 bis 1977 Professor für Organisation an der FU Berlin war und seit 1978 an der Universität Mannheim lehrte. Heute ist er Gastprofessor und Vizepräsident der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen. Wolfgang H. Staehle, von 1979 bis zu seinem Tod im Jahre 1992, Professor für Organisation und Führung am Fachbereich, gründete das Institut für Management. Das neue Institut -das heutige Management-Department- umfasste neben Organisation und Führung auch eigene Lehrstühle für die Fächer Personalpolitik und Strategisches Management und wird heute durch weitere Lehrstühle (u.a. Unternehmenskooperation), sowie mehrere Juniorprofessoren ergänzt.
Die Soziologin Renate Mayntz wurde 1953 zum Dr. phil. an unserem Fachbereich promoviert (damals noch Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät). 1957 Habilitation ebenda, 1960-65 PD und a.o. Professorin ebenda Berlin. Renate Mayntz wirkte von 1965-1971 als Ordinaria für Soziologie an unserem Fachbereich, später als Professorin für Organisationssoziologie an der Hochsschule für Verwaltungswissenschaften, Speyer und dann an der Universität zu Köln. Danach war sie eine der Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung in Köln.