Eleanor Lansing Dulles, Ph. D.
(*01.06.1895, † 30.10.1996) Ehrenpromotion verliehen am 23.02.1957
"für das umfangreiche wissenschaftliche Werk, in dem sie wesentliche Beiträge zur Erforschung des Geld- und Kreditwesens und seiner Zusammenhänge mit der weltwirtschaftlichen Entwicklung gegeben hat, und für die Anwendung ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse auf den wirtschaftlichen Wiederaufbau in Deutschland, besonders in Berlin."
Eleanor Dulles wurde am 1. Juni 1895 in Washington, D.C. geboren. Sie entstammte einer presbyterianischen Familie, die damals bereits weitreichende politische Kontakte pflegte. Ihre Brüder Allen Dulles und John Foster Dulles schlugen daher ebenfalls eine erfolgreiche politische Karriere ein. Im Juni 1917 erhielt sie ihr Diplom vom Bryn Mawr College. Danach arbeitete sie für zwei Jahre in einer Hilfsorganisation in Frankreich. Dulles lernte außerdem um 1922 ein Jahr an der Londoner Wirtschaftshochschule. Sie promovierte nach zwei Master of Arts Abschlüssen 1926 mit einer Arbeit über den französischen Franc. Eleanor Dulles schlug anschließend zunächst eine Hochschullaufbahn ein. So kam sie 1930 schließlich zu Studienzwecken nach Bonn und Berlin. Ein Jahr davor hatte sie ein Stipendium erhalten um ein Buch über die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zu schreiben. Nach ihrer Rückkehr in die Vereinigten Staaten heiratete sie Ende 1932 David S. Blondheim (1884–1934), der knapp zwei Jahre später plötzlich verstarb. Nach seinem Tod brachte sie im Herbst 1934 einen gemeinsamen Sohn zur Welt, 1937 adoptierte sie ein Mädchen. Ihre Hochschulkarriere gab Dulles 1936 auf und begann statt dessen eine sechsjährige Beschäftigung in der Finanzabteilung des Social Security Board, dem Amt für Soziale Sicherheit, in Washington. Nach dem Kriegseintritt der USA wechselte Eleanor Dulles 1942 in die Deutschland-Abteilung des State Departments, des amerikanischen Außenministeriums. Sofort nach Kriegsende wurde Dulles durch das Außenministerium nach Wien geschickt. Von Mai 1945 bis Oktober 1948 arbeitete sie dort als Beraterin für Finanzfragen im Stab des US-Oberbefehlshabers General Mark. Anfang der 1950er Jahre gehörte Dulles außerdem dem COCOM (der Koordinationsausschuss für mehrseitige Ausfuhrkontrollen, vorher: Coordinating Committee for East West Trade Policy) an. 1952 übernahm Eleanor Dulles die Leitung des Berlin Desk, des Berlin-Ressorts, im damaligen Bureau of German Affairs des Außenministeriums. Von 1952 bis September 1959, bis sie aus dem Dienst ausschied, machte sich Eleanor Dulles um ihre Dienste in Berlin verdient. Ihre Hauptaufgaben lagen in der Ausweitung der Hilfsprogramme und der Koordination der Zusammenarbeit der Marshallplan-Behörde mit alliierten und deutschen Behörden. Ihre erste wichtige und spektakuläre Aktion war die Bereitstellung von Lebensmittelpaketen im Juli 1953 an die ostdeutsche Bevölkerung, für die 15 Millionen Dollar (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Eleanor_Lansing_Dulles) zur Verfügung gestellt wurden. Auch der Bau der Kongresshalle geht auf Dulles zurück. In dem Zusammenhang wurde außerdem die Benjamin-Franklin-Stiftung gegründet, welche das Universitätsklinikum in Steglitz bauen ließ. Das Studentendorf in Schlachtensee wurde ebenfalls auf Initiative Dulles’ errichtet. Sie konnte das US-Außenministerium zu einer Spende von 7,5 Millionen DM an die Freien Universität bewegen. Im Oktober 1957 wurde durch den Regierenden Bürgermeister Willy Brandt und Eleanor Lansing Dulles der Grundstein gelegt. Dulles musste im September 1961, auf Druck von John F. Kennedy, das Außenministerium verlassen. Mit 67 Jahren fiel es ihr jedoch schwer eine neue Stelle zu finden. Ihr wurde nahegelegt, in den Ruhestand zu gehen, was sie vehement ablehnte. So unternahm Dulles zunächst in eigener Sache und auf eigene Kosten diplomatische Reisen in sieben Länder. Dann wurde sie schließlich zur Dozentin berufen und absolvierte eine Vortragsreise durch 20 Staaten. Als Gast der Freien Universität kehrte sie 1967 jedoch wieder nach Bonn und Berlin zurück. Eleanor Dulles verstarb im Alter von 101 Jahren am 30. Oktober 1996 in einem Washingtoner Altersheim.
Zu den wichtigsten Veröffentlichungen von Eleanor Dulles gehören:
• Berlin und die Amerikaner (1967)
• American foreign policy in the making (1968)
• Depression and Reconstruction (1936)